Deutschland nur Mittelmaß

Internationaler UNICEF-Bericht zur Situation der Kinder in Industrieländern / Nikotin- und Alkoholmissbrauch unter deutschen Jugendlichen besorgniserregend

Die erste internationale Vergleichsstudie zur Situation der Kinder in Industriestaaten zeichnet für Deutschland ein ernüchterndes Bild. Deutschland ist nur Mittelmaß, wenn es darum geht, verlässliche Lebensumwelten für die junge Generation zu schaffen. Bei dem UNICEF-Vergleich der zentralen Aspekte kindlicher Entwicklung in 21 Industrieländern kommt Deutschland nur auf Rang 11. Die Niederlande führen die UNICEF-Tabelle als kinderfreundlichstes Land an, gefolgt von Schweden, Dänemark und Finnland. Besonders schlecht schneiden Großbritannien und die USA ab. UNICEF hat die Lage der Kinder erstmals anhand von sechs Dimensionen umfassend verglichen: materielle Situation, Gesundheit, Bildung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise und Risiken sowie eigene Einschätzung der Kinder und Jugendlichen. Für den Bericht wurden Daten aus internationalen Studien und Untersuchungen auf Länderebene ausgewertet. Deutschland erreicht in allen Dimensionen nur durchschnittliche Werte.

Alaz Yildiz, Schüler, 18 Jahre, Prof. Hans Bertram, Humboldt-Universität zu Berlin, Heide Simonis, Vorsitzende UNICEF Deutschland, bei der Präsentation der Studie in Berlin

„Alle reden von kinderfreundlicher Politik. Trotzdem soll eine bessere Infrastruktur für Kinder keine Mehrkosten verursachen. Steigende Kosten im Gesundheitswesen nimmt man dagegen wie selbstverständlich hin. Diese Einstellung muss sich ändern, sonst bleibt Deutschland Mittelmaß für Kinder - und setzt die eigene Zukunftsfähigkeit aufs Spiel", sagte UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

„Politik für Kinder ist in Deutschland meist nur Mittel zum Zweck um Arbeitsmarktprobleme zu entschärfen oder die Rentenkassen zu füllen. Es fehlt ein politisches Gesamtkonzept, damit Kinder aus benachteiligten Familien endlich eine faire Chance erhalten", sagte Professor Hans Bertram von der Humboldt-Universität zu Berlin, der den internationalen Vergleich durch eine vertiefende Studie für Deutschland ergänzt hat. Seine Analyse auf der Ebene der deutschen Bundesländer zeigt ein enormes regionales Gefälle auf. Insbesondere in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg sind Kinder in hohem Maße armutsgefährdet.

Die wichtigsten Ergebnisse der UNICEF-Studie aus deutscher Sicht:

  • Die Wirtschaftsleistung eines Landes allein entscheidet nicht über die Situation der Kinder: So schneidet Tschechien hinsichtlich der materiellen Lage von Kindern besser ab als reichere Staaten wie Deutschland, Italien, Japan oder die USA.
  • Bei der frühkindlichen Betreuung ist Deutschland hinsichtlich der Bereitschaft in diesem Bereich zu investieren, im internationalen Vergleich nach wie vor Schlusslicht.
  • Besorgniserregend ist das Risikoverhalten deutscher Jugendlicher. Hier liegt Deutschland vor Großbritannien auf dem vorletzten Platz. Hauptgrund ist das Rauchen. Etwa jeder zehnte 15-Jährige in den Industrieländern raucht mindestens einmal pro Woche. In Deutschland sind es sogar mehr als 16 Prozent - trauriger Spitzenplatz, in keinem anderen Land rauchen so viele junge Menschen.
  • Beim Alkoholkonsum geben in Großbritannien fast ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen an, bereits zweimal oder öfter betrunken gewesen sein. In Deutschland sind es etwa 17 Prozent - in Frankreich und Italien unter 10 Prozent.
  • Mehr als die Hälfte der 15-jährigen Deutschen sagen, dass ihre Eltern kaum Zeit haben, sich mit ihnen zu unterhalten. In Ungarn und Italien machen nur etwa ein Viertel der Jugendlichen diese Erfahrung. Deutsche Eltern reden offenbar besonders selten mit ihren Kindern - Deutschland liegt in dieser Hinsicht auf dem letzten Platz.
  • Erschreckend niedrig sind die Erwartungen, mit denen deutsche Jugendliche in ihre berufliche Zukunft blicken. Mehr als 30 Prozent der 15-Jährigen rechnen damit, keine qualifizierte Arbeit zu finden. Deutschland liegt bei diesem Vergleich auf Platz 20 von 25 Industriestaaten.

Das Gefälle zwischen den Bundesländern

Die Analyse auf Ebene der Bundesländer zeigt, dass wichtige Daten fehlen - zum Beispiel zur eigenen Einschätzung von Kindern und Jugendlichen. Schon die wenigen vorliegenden Angaben machen jedoch die Kluft zwischen den Bundesländern deutlich. In den Ländern am unteren Ende der Rangliste - Bremen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin - häufen sich die negativen Entwicklungen hinsichtlich der materiellen Lage, der Gesundheit und der Bildung. Bertram hält es für fraglich, ob diese Bundesländer aus eigener Kraft in der Lage sind, die Lebensbedingungen für Kinder so zu verbessern, dass Mädchen und Jungen, die beispielsweise in Bremen aufwachsen, gleiche Chancen wie Kinder in anderen Bundesländern erhalten. So liegen 15-jährige Schüler aus Bremen in ihrem schulischen Leistungsvermögen so weit hinter den Kindern aus Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg zurück wie Kinder aus Portugal gegenüber Kindern aus Finnland oder Japan.

Prioritäten für Kinder setzen

Investitionen in das Wohl der Kinder haben in Deutschland trotz der Debatte um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Gesellschaft bis heute keinen Vorrang. Wie andere europäische Länder gibt Deutschland zwar rund zwei Prozent seines Bruttosozialprodukts für Transferleistungen für Familien mit Kindern aus. Doch Dänemark zum Beispiel investiert zusätzlich erheblich in die Infrastruktur für Kinder wie Krippen oder Kindergärten und wendet insgesamt fast 3,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Familien mit Kindern auf. Die nordeuropäischen Länder, die international die Spitzenplätze belegen, haben mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen sowohl die wirtschaftliche Situation von Familien positiv beeinflusst sowie verlässliche Lebensumwelten für Kinder geschaffen.

Die UNICEF-Forderungen:

  • Kinderkrippe, Kindergarten und Schule müssen so organisiert werden, dass sie den Bedürfnissen von Kindern und Eltern entgegenkommen. Dazu gehören Ganztagsschulen und der gezielte Ausbau von Bildungs- und Förderangeboten für benachteiligte Familien.
  • Bildungs- und Förderangebote zur Integration von Kindern nichtdeutscher Herkunft und weiteren Kindern aus benachteiligten Familien müssen stark ausgebaut werden.
  • Die städtischen Kommunen müssen der Ghettobildung entgegenwirken und jene Eltern halten, die jetzt mit ihren 4- bis 7-jährigen Kindern die Städte verlassen. Nur wenn Kinder unterschiedlicher ethnischer Hintergründe gemeinsam lernen können, lässt sich das Auseinanderdriften der Gesellschaft bremsen.
  • Die Politik muss ihren zersplitterten, an einzelnen Ressorts orientierten Ansatz aufgeben und Kinder in den Mittelpunkt stellen. Die Aufnahme der Kinderrechte in die Verfassung und ein Kinderrechtsbeauftragter auf Bundesebene könnten diese Politik stärken.

Für Rückfragen: UNICEF-Pressestelle, Helga Kuhn, 0221/ 93650-234, E-Mail

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