Lorch. Menschen skandieren „Atomkraft nein!“, tanzen zu Liedern der Backstreet Boys, wirbeln durch die Lüfte und singen und musizieren, dass 400 Leuten das Herz aufgeht: Mit einem fulminanten Festabend hat die Lorcher Schäfersfeldschule am Freitag ihr 50-Jahr-Jubiläum gefeiert.
Kein Sitz war in der komplett bestuhlten Mehrzweckhalle mehr frei, als Rektorin Christa Weber und Konrektor Jasko Sabic ans Mikrofon traten. Keine langen Reden, sondern viele Beiträge der Schulgemeinschaft – das hatte Rektorin Weber im Vorfeld für den Festabend angekündigt. Und so hielten sie es auch. Beide begrüßten die Ehrengäste wie den früheren Schulleiter Gunther König sowie den damaligen Progymnasiumsrektor Dieter Kiem, aber auch Architekt Christian Kandzia aus dem Team von Günter Behnisch. Dann sprach Christa Weber vom Bau und Einweihung der Schule 1973, der Teilung von Progymnasium und Realschule 2001 und des siebenjährigen Status als Verbundschule ab 2013. „Heute haben wir 18 Klassen und 420 Schülerinnen und Schüler“, endete sie. Die Schäfersfeldschule sei unverwechselbar: „Wegen unseres guten Klimas, Geistes, Miteinanders, aber auch wegen guter Prüfungsergebnisse und dem bisher daraus resultierenden guten Rufs.“ Kommunikation und gegenseitiger Respekt werde hier gelebt, ebenso wie die Identifikation mit der Schule, sowohl von den Kindern, als auch den Lehrern und Eltern. Und das spürte man an diesem Abend besonders. Bei jedem Auftritt – ob von der United Big Band Lorch, dem Chor der Klassen fünf und sechs, der Vocal Coaching AG oder dem eigens für dieses Jubiläum gegründeten Projektchors – wurde deutlich, wie viel Arbeit und Leidenschaft dahintersteckte. So huldigte der Saal der langjährigen Schulpartnerschaft mit einer australischen Schule, indem alle mit der Vocal Coaching AG „We are Australian“ sangen. Die Ukrainerin Anastasiia Kushnir erhielt begeisternden Applaus für ihr Violinspiel von Vittorio Montis „Czardas“. Nicht nur stolze Eltern applaudierten bei „Auf uns“ von Andreas Bourani oder „Sowieso“ von Mark Forster, die der Chor der fünften und sechsten Klasse gekonnt vortrugen. Der gut 40 Kopf starke Projektchor sang beeindruckend „Music was my first love“ von John Miles sowie Auszüge aus der Oper Carmina Burana. Und die United Big Band zeigte ihr großes Können mit „Gonna fly now“ oder „Ain’t no mountain“.
Die Akrobatinnen der Lorcher Dance and Gymnastics-Gruppe zeigte tolle Hebefiguren und Salti und erhielten großen Beifall. Ebenso die vielen Mädchen der weiblichen Sportgruppe der Klassen fünf bis sieben. Lachtränen verursachte der männliche Gegenpart aus Klasse neun: Sie simulierten Synchronschwimmen auf der Bühne.
Und dann gab es noch die Lehrerinnen und Lehrer: Sie ernteten mit ihren urkomischen Einlagen Gelächter und Jubel. Ob als Aerobic-tanzende Luftballon-Gruppe, als protestierende Blumenkinder, als fetzige Tänzerinnen zu 90er-Musik, als lümmelige Referierende über den Euro oder Reality TV oder als digitalgeübte Rätselnde vor dem IPad: Jedes Jahrzehnt wurde grandios vorgeführt.
Bürgermeisterin Marita Funk zeigte sich hinterher begeistert. Sie hatte während ihrer kurzen Rede die „Schlagkraft, Innovation und das Miteinander“ gelobt, die die Schule ausstrahle. Rektorin Weber freute sich deutlich über ein kleines goldenes Schaf, das die Bürgermeisterin überreichte. Der Förderverein der Schule und die Elternschaft schenkten sechs Bänke, die auf dem Gelände aufgestellt werden. Die drei Vertreterinnen ehrten außerdem Christa Weber: „Wegen ihr sind wir gelebte Schule, dafür sind wir so dankbar.“
„Im Gasthof Gipfel gekegelt“: Architekt Christian Kandzia erinnert sich
Christian Kandzia stand in der Pause vor der Halle im Abendlicht und lächelte zufrieden. Der 84-jährige Architekt war vor 50 Jahren Teil des Teams um Planer Günter Behnisch. „Die Stadt Lorch war unser treuester Bauherr“, erzählte er, immerhin hatte das Münchner Büro Anfang der 1960er-Jahre die Stauferschule entworfen und alle drei Schulgebäude samt Hallen auf dem Schäfersfeld. „Ich komme seit 50 Jahren immer wieder hier her“, sagte Kandzia, zum Beispiel auch wegen Führungen durch die Gebäude. Er erinnerte sich, dass Günter Behnisch und er zusammen mit ihren Kindern während der Bauzeit an manchen Sonntagen auch in Lorch waren. „Dann haben wir im Gasthof Gipfel gekegelt.“ Verschmitzt ergänzte der 84-Jährige: „Jede Lorcher Schulleitung liebte ihre Schule und fand, ihre sei am besten.“
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