Zeitungsartikel über die Beteiligung der Klasse 6a der Realschule Lorch an der Kinderdemo und der Debatte zum Thema Zeit in der Oper Stuttgart
„Mach endlich! Komm endlich! Endlich."
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„Mach endlich! Komm endlich! Ich habe nicht unendlich viel Zeit. Das dauert ja wieder eine halbe Ewigkeit!" Mit solchen oft gehörten Sätzen führten Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a von der Realschule in Lorch in ihren Beitrag zur Kinderdebatte: „Habt ihr keine Zeit?" auf der Bühne im Opernhaus in Stuttgart ein.
Nachgeholt wurde damit eine Versammlung, zu der in Michael Endes Roman „Momo" eingeladen wird. Die Grauen Herren von der Zeitsparkasse stehlen dort den Menschen eiskalt die Zeit. Deshalb laden Momo und ihre Freunde mit einer großen Kinderdemo ins Amphitheater ein um die Menschen darüber aufzuklären. Doch die Zeitdiebe lassen den Eingeladenen einfach keine Zeit dazu.
Neun ausgewählte Schulklassen der Stufen 3-8 aus der Region Stuttgart präsentierten nun am Sonntag, den 3. März, ihre Thesen, Fragen, Gedanken und Gefühle zum Thema Zeit und Zeitmangel in Form von Theaterszenen, Musik, Videos, Interviews, Installationen usw. im Rahmen der Kinderdebatte der Jungen Oper Stuttgart.
Lehrerinnen und Lehrer entwickelten mit ihren Klassen die Beiträge. Musiktheaterpädagogen und Regisseure unterstützten sie dabei.
Ausdauer beim Warten auf den Auftritt, Konzentration, Rücksichtnahme und Zusammenhalt waren schon in der Haupt- und Generalprobe unverzichtbar. Die Technik der Oper Stuttgart betreute die Präsentationen in den Bereichen Ton, Licht und Video. Und in all diesen Verflechtungen spielten die Schülerinnen und Schüler als Akteure die wichtigste Rolle.
Die Klasse 6a aus Lorch las den Roman „Momo". Sie setzte sich mit ihrem eigenen Umgang mit Zeit und mit der Frage nach Unendlichkeit von Zeit und Raum auseinander. Auf der Straße und in Läden fragten sie junge und alte Menschen, Leute mit verschiedenen Berufen, was sie über Unendlichkeit denken. Aus den vielen Beiträgen, die in Lorch und Gmünd mit Videokameras aufgezeichnet wurden, stellte der Vater einer Schülerin einen Film zusammen, der bei der Kinderdebatte gezeigt wurde. Die anschließende Gesprächsrunde mit einer Expertin für Astronomie, dem Leiter des Museums der Alltagskultur und dem Landesjugendpfarrer der Evangelischen Landeskirche zeigte, dass der bewusste Umgang mit der endlichen und kostbaren Lebenszeit eine wichtige Voraussetzung für ein glückliches Leben ist.
Über 300 Teilnehmer warben am Vortag mit einer Kinderdemo in der Stuttgarter Innenstadt für die Kinderdebatte. Lautstark wurde unterwegs für mehr Zeit demonstriert. „Zeit schenken-Leben teilen", „Wenn Zeit Geld ist, dann sind Geldvernichter Zeitvernichter", „Teile deine Zeit und du wirst reicher" - im Unterricht vorbereitete Plakate mit diesen und ähnlichen Aufschriften trugen die Kinder durch die Innenstadt. Und tatsächlich, am Sonntag füllten sich die Sitzreihen in der Staatsoper bei der Kinderdebatte. Vor dem großen Auftritt waren alle sehr aufgeregt . Aber es klappte so, wie es sich die Schülerinnen und Schüler aus Lorch vorgestellt hatten: „Der Aufwand hat sich gelohnt, wir haben viel gelernt." „Das war ein einmaliges Erlebnis für uns!" „So was würde ich gerne wieder machen." Ob die alltäglichen Zeitfresser Computerspiele, Fernsehen, Handy, Facebook und Co. den Beteiligten aus der Klasse 6a zukünftig weniger Zeit stehlen können, haben sie selbst in der Hand. Wenn sie sich Zeit nehmen für sich und die Familie, Freundschaften pflegen, Verantwortung für andere übernehmen und sich nicht von der Arbeit auffressen lassen - dann hätten die Zeitdiebe keine Chance.