Jugendpsychologe Fuchs beriet Lorcher Eltern
Dass eine Mutter beim Zwiebelschälen glücklicher ist als bei der Kindererziehung, hat eine kanadische Studie ergeben. Warum dies so empfunden wird, beleuchtete der Gmünder Jugendpsychologe Dr. Thomas Fuchs vor interessierten Eltern.
Im Namen des Fördervereins Schäfersfeldschule konnte Rektorin Christa Weber am Montag in der wohl gefüllten Lorcher Stadthalle den Gmünder Psychologen Dr. Thomas Fuchs begrüßen, der unter dem Titel „Vom Elternglück und strahlenden Sternen" eine Anleitung zu einem glücklichen Leben mit Kindern geben wollte.
Eltern neigen dazu, Kinder als den Inhalt ihres Lebens zu sehen und dieses Leben zu idealisieren, in Wahrheit aber liegt die Freude an der Kindererziehung auf Rang 11 von 15 möglichen Glücksfaktoren im Leben, wie er einleitend an Hand einer kanadischen Studie erklärte. Warum fühlen wir uns also so überfordert, machen so viel falsch bei unserem Nachwuchs. Fuchs Botschaft ist simpel: es liegt meist an unseren Erwartungen, an der Interpretation von Verhalten, am Vergleich mit anderen. Unterlegt mit zahlreichen, recht heiter geschilderten Beispielen aus seiner Berufspraxis zeigte er typische Erziehungssituationen auf, in denen die Eltern sich überfordert und hilflos fühlen, ja am Verzweifeln sind. Doch eine Bestandsaufnahme kann nur ein Anfang sein und so hatte Dr. Fuchs natürlich Tipps parat, wie eine Änderung möglich werden kann. In elf Schritten arbeitete er an der Wahrnehmung und Interpretation von Verhalten, warb für ein stärkers Selbstvertrauen der Erziehenden und warnte vor dem neidischen Blick und dem Vergleich mit anderen. Viele Eltern glaubten, sie müssten für die Kinder Krankenschwester, Chauffeur und Koch sein, stellen ihr Leben ganz auf den Nachwuchs ein und projezieren damit auch unbewusst alle ihre Wünsche und Hoffnungen in das Kind. Wenn sich jenes nun aber anders verhält und entwickelt, sind die Eltern enttäuscht und ratlos.
So ist es logisch, dass Thomas Fuchs zunächst beim Denken und Interpretieren der Eltern beginnt. Problemverhalten soll nicht übersehen werden, aber es darf nicht zur Abwertung der Person führen. Denn jedes Kind ist liebenswert und einmalig, deshalb warnt Fuchs auch vor Vergleichen und dem damit verbundenen Neid. Der größte Denkfehler sei, zu glauben, andere hätten es besser. Da unser Denken das Fühlen und schließlich das Verhalten bestimmt, rät er, sich von negativen und depressiven Gedankenmustern zu befreien. Gerade hier müsse er oft bei der Behandlung der Eltern beginnen, bevor er überhaupt eine Verhaltensänderung bei Kindern herbeiführen könne. Doch niemand sei perfekt und so müssen auch Fehler akzeptiert werden, man muss mit ihnen leben können.
Der bekannte Comedian Michael Mittermaier hat das „Arschlochkind" typisiert und Thomas Fuchs beleuchtete, wie solch ein Kind „gemacht" wird, wie sich jemand in der Opferrolle einrichten kann. Für Eltern besteht hier die große Gefahr, sein Leben auf später zu verschieben und sich völlig den Wünschen anderer unterzuordnen. Aber diesen fehlt dann die wichtige Fähigkeit der Rücksichtnahme. Sich durchzusetzen ist schwer und Fuchs unterschied zwischen den beiden Alternativen, ob der Erziehende Recht haben will oder sein Ziel erreichen möchte. Dies wird natürlich in der Pubertät der Kinder besonders zum Problem, brauchen sie doch gerade hier Anleitung und Führung während sie gleichzeitig dagegen opponieren. Viele Eltern zeigen hier eine „erlernte Hilflosigkeit" die bis zur Depression führen kann. Hier ist eine stabile Persönlichkeit gefordert, die vor allem sich selbst und ihre augenblickliche Rolle akzeptiert. Fuchs überschrieb dies mit dem Leitsatz: „Da wo ich bin, da will ich sein!" und machte deutlich, dass wir alle uns täglich anders verhalten könnten und keinem Dritten die Schuld an unserer Lage geben sollten.
Mit diesem Selbstvertrauen schafft man sich auch die Gelassenheit bei vielen Alltags- und Erziehungsproblemen und sollte schließlich zu der Erkenntnis führen, mit der Dr. Fuchs seinen lebendigen Vortrag abschloss: Das Kind ist nicht dazu da, uns glücklich zu machen. Das schönste Geschenk, das man einem Kind machen könne, ist Zeit für ihn oder sie zu haben.
Jedes Kind hat ein Recht auf Glück
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- Kategorie: Schuljahr 2014/15