Im Rahmen des themenorientierten Projektes SE (soziales Engagement) plante die Klasse 8a einen Thementag „Umgang mit Menschen mit Behinderungen“.
Durch die Zusammenarbeit der Stiftung Lindenhof mit den Schulen im Kreis kam es zu einem besonderen Treffen. Ursula Englert, Heilerziehungspflegerin, und Mesut B. waren an diesem Tag zu Gast an der Schäfersfeldschule. Mesut verlor 2008 bei einem schweren Motorradunfall einen großen Teil seiner Gesundheit. Eindrücklich schilderte er den Schülerinnen und Schülern der Klasse 8a seinen langen Weg zurück ins Leben.
In lockerer Atmosphäre wurde der Tag bei einem gemeinsamen Frühstück begonnen und das Eis zwischen den Jugendlichen und Mesut war schnell gebrochen.
Nachdem Frau Englert den Schülern durch ihren Vortrag über Menschen mit Behinderung und ihren Erzählungen aus ihrem alltäglichen Arbeitsleben viele neue und interessante Aspekte vermittelte, begann Mesut von seinem Unfall und seinem heutigen Leben zu erzählen. Er verschwieg dabei nicht, dass er – wegen Alkoholgenuss – selbst Schuld an diesem Unfall trägt. Die Zeit nach dem Unfall, im Koma, empfindet er wie ein großes, tiefes, schwarzes Loch. Ganz langsam kam das Bewusstsein zurück, allerdings mit der bitteren Erkenntnis, dass nichts mehr war wie früher. Er war zunächst pflegebedürftig wie ein kleines Baby, brauchte für jeden Handgriff die Hilfe anderer Menschen. Der Lebensmut sank und der Gedanke dem Leben ein Ende zu setzen wurde immer dringlicher.
Durch den couragierten Einsatz einer Pflegerin, die an seine Kraft und seinen Lebensmut appellierte, schaffte Mesut – gegen alle Vorhersagen – den langen Weg zurück ins Leben. Heute lebt er in einer Wohngruppe der Stiftung Lindenhof und kann in einer Werkstatt der Einrichtung in der industriellen Produktion mitarbeiten. Alle Fertigkeiten wie reden, greifen, rechnen, laufen usw. musste er komplett neu lernen und bis heute trainieren. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, eine neue Übung, ein neues Lernen. „Heute habe ich wieder Mut und Freude am Leben. Ich weiß, dass es immer weiter geht und ich mich immer weiter entwickeln kann!“ erzählte Mesut optimistisch und gut gelaunt.
Die Jugendlichen konnten alle Fragen stellen, die sie an Mesut hatten. Konzentrations- und Koordinationsspiele, die Frau Englert mit den Jugendlichen spielte, zeigten überzeugend, wie viele Hürden im Alltag für Menschen mit Einschränkungen ganz praktisch überwunden werden müssen. Wie in einem guten Miteinander und in einem Respekt voreinander diese Hürden abgebaut werden können war ein weiterer Diskussionspunkt, der viele Anregungen zur Weiterarbeit im Unterricht gab.
Der Thementag verging wie im Flug und hinterließ bei beiden Seiten – den Besuchern und Jugendlichen – einen nachhaltigen Eindruck.
Der lange Weg zurück ins Leben
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- Kategorie: Schuljahr 2015/16