RemstalwerkstaettenSchülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 der Schäfersfeldschule Lorch besuchten im Rahmen des Unterrichts „Soziales Engagement“ die Remstal-Werkstätten in Lorch-Waldhausen. 

Wie und wo können Jugendliche soziale Erfahrungen sammeln und Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen lernen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Unterricht im Fach SE (Soziales Engagement); begleitend zum Unterricht leisten Schülerinnen und Schüler 35 Std. „soziale Arbeit“ in den unterschiedlichsten Einrichtungen der Gesamtstadt Lorch. Thementage zu diesem Schwerpunkt SE im Bildungsplan geben die Möglichkeit als gesamte Gruppe sich intensiv mit einem Projekt, einer Einrichtung zu beschäftigen, Erfahrungen zu sammeln, Gespräche zu führen.

So gab es bereits zum sechsten Mal einen Thementag in den Remstalwerkstätten der Diakonie Stetten in Lorch - Waldhausen.
Nach einer theoretischen Einführung über die Arbeit und die Aufgaben der Werkstätten und Erläuterungen zum Begriff „Behinderung“ durch die Leiterin der Remstalwerkstätten, Frau Gössl-Schurr und Michael Pfisterer – Heilerzieher - ging es für die Schülerinnen und Schüler in die verschiedenen Arbeits-und Beschäftigungsgruppen, die zur Einrichtung gehören: Die Werkstätten in Waldhausen mit unterschiedlichen Arbeitsgruppen, die ganz regulär für die Industrie fertigen, die Hauswirtschaft der Einrichtung, die Wohn- und Betreuungsgruppen auf dem Elisabethen- und dem Haldenberg. Hier konnten sie ganz praktische Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen machen, sich in die Arbeitsabläufe einklinken, im gemeinsamen basteln und spielen erfahren, wie die anfängliche Unsicherheit und vielleicht ein wenig Angst vor dem Unbekannten schnell einer offenen und herzlichen Begegnung wich.

Das zeigte dann auch die Abschlussrunde im Dorfhaus Waldhausen deutlich auf. Hier ein paar Streiflichter aus der feed-back-Runde: „Am Anfang hatte ich Angst, war unsicher. Doch mit der Zeit konnte ich gut damit umgehen.“ „Manchmal war es schwer, die Menschen zu verstehen, doch mit Händen und Füßen und einem Lächeln war vieles zu klären.“ „Die arbeiten ja richtig für die Industrie; es dürfen keine Fehler gemacht werden. Alles muss ganz korrekt sein.“

Für die begleitenden Lehrerinnen: Inga Maier und Regine Kuntz-Veit machte es einmal mehr deutlich, wie wichtig der Einblick in den Arbeitsalltag und der Umgang mit den Menschen mit Behinderung für die Schülerinnen und Schülerinnen erneut war. Sich einen Einblick zu verschaffen, wie Menschen, die es schwer haben in der Gesellschaft anerkannt zu werden, weil sie anders sind, nicht der „Norm“ entsprechen, in diesen Werkstätten und Einrichtungen der Diakonie Stetten/Remstalwerkstätten – und Wohngruppen akzeptiert, gemocht, respektiert, gefördert und gefordert werden. So manche Vorstellung vom Leben, von wichtigen und unwichtigen Dingen, gerade was Gesundheit, Geld, Arbeit, Erfolg...etc. angeht verschiebt sich ein wenig und ergibt einen neuen oder anderen Blick auf das, was oft als Lebensziel und Lebensausrichtung gesehen wird.

Auf die Frage eines Schülers an Frau Gössl-Schurr, warum Sie sich für genau diese Arbeit mit Menschen mit Behinderung entschieden habe, meinte diese:
„Menschen mit sogenannten geistigen Behinderung sind einfach grundehrlich. Die haben nicht diese sozial-gesellschaftlich diktierten Masken wie wir. Wenn du gefragt wirst: „Wie geht es Dir?“, antwortest du in 90 Prozent der Fälle: „Mir geht’s gut“, obwohl es dir möglicherweise nicht gut geht. Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen antworten ehrlich“.

Mit vielen neuen Eindrücken und einem Info-Paket der Diakonie/Remstalwerkstätten machten sich die Schülerinnen und Schüler wieder auf den Heimweg. So manche SE-Unterrichtsstunde wird sich anschließen und die Fragestellungen vertiefen, die dieser Thementag angestoßen hat.

RKV