Es ist schon gute Tradition der Schulen auf dem Schäfersfeld vor Beginn der großen Sommerferien eine Woche der Besinnung in der Communauté de Taizé anzubieten und durchzuführen. Mit den Begleitlehrerinnen Regine Kuntz-Veit und Elvira Lichtblau konnten über 50 Jugendliche den „Geist von Taizé“ erspüren und mit über 4000 Jugendlichen aus aller Welt in das einfache, gemeinsame Leben eintauchen.
Unzählige Menschen sehnen sich heute nach einer Zukunft in Frieden, danach, dass die Menschheit von drohender Gewalt befreit wird. Manche ergreift Angst vor der Zukunft und sie sind davon wie gelähmt, aber überall auf der Erde gibt es auch erfinderische, schöpferische Jugendliche. Diese Jugendliche lassen sich nicht in eine Spirale der Verdrossenheit hineinziehen. Sie wissen, dass Gott uns nicht zur Untätigkeit erschaffen hat. Für sie ist das Leben nicht einem blinden Schicksal unterworfen. Ihnen ist bewusst oder wird in der großen Gemeinschaft von Taizé bewusst: Was den Menschen lähmt, sind Skepsis oder Entmutigung.- Deshalb wollen diese Jugendlichen – die sich Jahr für Jahr in Taizé versammeln – mit ganzem Herzen einer Zukunft des Friedens und nicht des Unheils den Weg bereiten. Es ist mehr als ein Gefühl der Stunde, was diese Jugendlichen treibt. Es geht letztlich auch darum, dass dort in Taizé Menschen plötzlich die Erfahrung von Kirche machen, vielleicht ein bisschen so, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird: „ Sie waren ein Herz und eine Seele!“ Junge Menschen – auch die Lorcher Schülerinnen und Schüler – lassen sich darauf ein, mit anderen jungen Menschen aus allen möglichen Nationen eine Woche
in Einfachheit zu verbringen. Sich morgens mit der Bibel zu beschäftigen. Dreimal am Tag – morgens, mittags, abends – miteinander zu beten, die Gesänge von Taizé immer wieder zu wiederholen. Einmal Handy, Fernsehen und so weiter hinter sich zu lassen und sich ganz und gar einem gemeinschaftlichen Leben auszusetzen. Und die Erfahrung der jungen Menschen ist, dass sie nicht nur miteinander neu leben lernen, sondern auch anfangen mit Gott leben zu lernen. Für ganz viele ist das der Augenblick, in dem der Groschen fällt: Ah, Gott ist da! Er wird auch mein Leben begleiten.
Dass so ein Leben in Solidarität und Gemeinschaft auch das gemeinsame Tun mit beinhaltet, das erfahren Taizé-Reisende gleich nach der Ankunft. Es gibt keine Hauptamtlichen, die in Taizé angestellt sind und für die Besuchenden arbeiten. Nein, jeder und jede macht bei den nötigen Arbeiten mit. Die Bereitschaft der jungen Leute gleich nach der Ankunft schon mit anzupacken, das beeindruckt und fasziniert gleichermaßen. Die Atmosphäre ist so offen und herzlich, dass junge Leute, die gerade mal ein paar Stunden oder einen Tag in Taizé sind, den Schrubber in die Hand nehmen oder mit den Staubsaugern durch die große Versöhnungskirche ziehen. Auf diese Weise machen zuvor fremde Menschen Taizé zu ihrem Ort. So gehört auch das „Schlange stehen“ auf dem lang gestreckten Platz zwischen Versöhnungskirche und der Küche neben dem Glockenturm zum täglichen Ritual. Dreimal täglich formiert sich eine bis zu 800 m lange Menschenschlange von drei – viertausend Menschen, die auf das Essen warten. Fröhliche Gelassenheit herrscht vor. Eine Wolke von Stimmen, Gelächter und Gesängen in vielen Sprachen umgibt diese Essensausgabe, bei der auch die Lorcher Jugendlichen oft und mit Freude mitgearbeitet haben.
Was bleibt von einer Woche Taizé? Frère Alois, der Nachfolger von Frère Roger, gibt folgende Antwort den Jugendlichen mit auf den Weg nach Hause, in ihren Alltag, vielleicht auch in ihre Kirchengemeinden vor Ort:
„Wir leben als ein kleines Zeichen von Christenmenschen, die auf dem Weg sind. Ihr seid mit uns auf diesem Weg. Wir alle sind keine Leute, die schon angekommen sind. Wir haben auch nicht alle Lösungen gefunden und nicht für alles eine Antwort parat. Wir wollen auf dem Weg sein für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, für Solidarität und Vertrauen...Darum bitten wir täglich im Gebet; das kann auch Euer Gebet sein! Auf diesem Weg wollen wir weiter miteinander gehen, gerade mit den jungen Menschen, die unsere Zukunft sind. Alle Leute, die kommen, sollen sich als eingeladen erfahren. Sie sollen sich eingeladen wissen, den Weg ein Stück weit mit uns zu gehen.“
Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass dieser Spiritus Creator, der Schöpfer-Geist von Taizé auch in den Schulen auf dem Schäfersfeld und den Kirchengemeinden durch die Jugendlichen wirken und etwas bewegen darf. Hoffentlich auf ein Neues im nächsten Jahr.
RKV
Solidarität leben – Vertrauen wagen
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- Kategorie: Schuljahr 2015/16